Fokus auf große gesellschaftliche Herausforderungen

© Samuel Groesch

Interview mit Henrike Schlottmann, ProjectTogether gGmbH

„Wir bringen zusammen, was es braucht, um heute Lösungsansätze zu testen, die morgen die Welt verändern.“ Diese Mission hat sich das gemeinnützige Sozialunternehmen ProjectTogether auf die Fahnen geschrieben. Henrike Schlottmann ist Co-Geschäftsführerin der Innovationsplattform und arbeitet in einem 30-köpfigen Team. Wie sie die Welt für morgen verändern wollen und welche Herausforderungen soziale Innovation mit sich bringt, erzählt sie uns im Interview.


1. Was macht ProjectTogether und was wollt ihr verändern?

ProjectTogether entwickelt als Wegbereiter für gesellschaftlichen Fortschritt entlang der 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen Innova-tionsplattformen zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Dazu schaf-fen wir als gemeinnützige Organisation Bottom-up-Problemlösungsprozesse („Open Social Innovation Prozesse“) unter breiter Beteiligung von Bür-ger:innen. Seit 2015 hat ProjectTogether 1.000+ soziale Initiativen in sieben thematischen Programmen unterstützt. Mit Open Social Innovation wollen wir einen neuen Prozess schaffen, wie wir aus der Gesellschaft heraus Herausforderungen unserer Zeit angehen können.

2. Wie bist du zu ProjectTogether gekommen und was treibt dich an?

Ich hatte das Privileg, dass ich an verschiedenen Stellen in meinem Leben – sei es Uni, im ersten Job bei einer Internationalen Beratung oder bei einem Ent-repreneurship Programm – immer wieder mit unglaublich tollen Menschen zusammenarbeiten durfte. Gleichzeitig musste ich mich immer wieder fragen: Warum arbeiten wir nicht an großen gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen? Ich möchte den Ort mitbauen, an dem Menschen und insbesondere junge Menschen, die notwendigen Ressourcen, Partner:innen & Zugänge zusammenkommen, um konkrete Lösungsansätze zu gesellschaftli-chen Fragestellungen zu erarbeiten.

3. Welche Themen stehen bei eurer Arbeit im Mittelpunkt?

Unser Open Social Innovation Ansatz lässt sich auf viele gesellschaftliche Her-ausforderungen übertragen. Aktuell arbeiten wir mit gut 100 Initiativen im Rahmen von unserem Farm-Food-Climate Programm zum Thema einer klima-positiven Landwirtschaft und Ernährung. Darüber hinaus arbeiten wir gemein-sam mit dem Stifterverband und 100 Initiativen zu der Frage, wie ein innovati-ves Bildungs- & Wissenschaftssystem von morgen aussehen kann. Letztes Jahr haben wir mit #WirVsVirus zum Thema Covid-19 Pandemie und die damit ver-bundenen gesellschaftlichen Herausforderungen gearbeitet. Dieses Jahre star-ten wir mit UpdateDeutschland ein deutschlandweites Zukunftslabor, wie ein klimaneutrales, digitales und krisenfestes Deutschland aussehen kann. Hier bauen wir vor allem auf konkreten Herausforderungen von dutzenden Kom-munen und zivilgesellschaftlichen Organisationen auf.

4. Ihr arbeitet sehr offen. Ideen, Kooperationen und Coaching & Mentoring Programme können jederzeit bei euch angestoßen werden. Wie geht ihr vor, wenn neue Themen an euch herangetragen werden?

Zunächst einmal bekommt jede Person, die sich bei uns mit einer gesellschaft-lichen oder ökologischen Idee meldet, einen Vertrauensvorschuss und kann in weniger als einer Woche eine:n Coach bekommen, um den Lösungsansatz wei-terzuentwickeln.

Unsere thematischen Programme, in denen wir jeweils 100-150 Lösungsansät-ze zu einem Thema bündeln, starten wir rund viermal im Jahr. Ein neues The-ma ermitteln wir in einem längeren Prozess. Darüber hinaus starten wir jedes thematische Programm mit einem Herausforderungsprozess, ein Prozess in dem wir über mehrere Monate hinweg zunächst einmal die Herausforderungen und Handlungsfelder in dem Themenbereich verstehen und eingrenzen

5. Gibt es einen typischen Arbeitstag bei euch – oder sieht jeder Tag anders aus?

Wie in fast jedem jungen Unternehmen sieht bei mir kein Tag wie der andere aus. Mein aktueller Alltag ist durchzogen von vielen Videokonferenzen mit Initiativen oder Partner:innen sowie Absprachen mit dem Team. Daneben na-türlich E-Mail, Konzepte, Slack und vieles mehr. Bei ProjectTogether gibt es außerdem jede Woche viele digitale Formate, zu denen unsere Community eingeladen ist. Zum Beispiel Community Calls, in denen alle Initiativen und Expert:innen von einem Programm zusammenkommen oder Innovator Talks, in denen ein:e Expert:in zu einem Thema wie Marketing, Wirkungsmessung oder Datenschutz einen Impuls hält und dann Fragen beantwortet.

6. ProjectTogether hat ein hybrides Geschäftsmodell. Was bedeutet das konkret?

Als gemeinnützige Organisation wird ProjectTogether zum einen von vier insti-tutionellen Förderpartner:innen unterstützt. Zum anderen tragen sich viele der Aktivitäten von uns selbst, z.B. durch finanzielle Beiträge von Partner:innen von jeder thematischen Kohorte. ProjectTogether hat also eine gemeinnützige Fi-nanzierung und ein eigenes Geschäftsmodell.

7. Social Entrepreneurship wird immer mehr zum Gesprächsthema. Welche Tipps hast du für die DGPS-Teams, die ihr „business“ als soziale Unternehmung aufstellen wollen?

Social Entrepreneurship heißt für mich, dass man gesellschaftliche oder ökoli-gische Herausforderungen mit einem unternehmerischen Mindset angeht. Das sollte aus meiner Sicht Startpunkt von jeder Unternehmung, Start-up oder Ver-ein sein!

Und ganz wichtig: wenn ihr darüber nachdenkt, eine soziale Unternehmung aufzubauen oder ein gesellschaftliches Problem seht, das ihr ändert wollt, dann einfach anfangen. Der Anfang ist immer das Schwierigste und der Lö-sungsansatz wird sich eh im Rahmen der Umsetzung noch stark verändern und weiterentwickeln.

8. ProjectTogether hat als Teil eines zivilgesellschaftlichen Konsortiums den #WirVsVirus Hackathon und das anschließende Umsetzungsprogramm durchgeführt, einem digitalen Beteiligungsprozess im Zuge der Corona-Krise unter Schirmherrschaft des Bundeskanzleramts. Was ist aus #WirVsVirus entstanden und was habt ihr gelernt?

Der Hackathon #WirVsVirus hat in der Corona-Krise einen neuen Weg gezeigt, wie die Innovationskraft der Zivilgesellschaft mit der Umsetzungskraft eines lernenden Staates zusammenwirken kann. 28.000 Bürger:innen haben inner-halb von 48 Stunden 1500 Lösungen entwickelt. 150 Lösungen wurden in einem 6-monatigen Umsetzungsprogramm in Zusammenarbeit mit Wirtschaft & Staat in die Umsetzung gebracht. Zum Beispiel wurden Prozesse in Gesund-heitsämtern mit Hilfe von innovativen Ansätzen wie Quarano und IMIS digitali-siert und die Beantragung von Kurzarbeitergeld mit Hilfe des Chatbots U:DO, in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, erleichtert.

9. Mit UpdateDeutschland wird #WirVsVirus nun verstetigt. Vom 19.-21. März haben bereits 4.500 Menschen beim digitalen 48h Sprint, dem Startschuss von UpdateDeutschland teilgenommen. Nun geht es in die Umsetzungsphase. Was plant ihr und wie kann man noch dabei sein?

Bestehende Initiativen sowie neue Teams können sich noch bis zum 11. April beim digitalen Umsetzungsprogramm von UpdateDeutschland anmelden. Im Anschluss werden wir über die nächsten Monate zusammen mit einer breiten Partnerallianz aus Zivilgesellschaft und dutzenden Kommunen als Umsetzungs-partnern die Initiativen in die Umsetzung begleiten.

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