Schnelles Wachstum funktioniert nur, wenn Teammitglieder volle Verantwortung übernehmen

Mark Kugel, Credits © Yuri GmbH

Sich einmal schwerelos fühlen und die Erde aus dem Weltall betrachten - das ist ein Traum vieler Menschen. Zahlreiche Forschungsinstitute und Unternehmen träumen nicht nur von der Schwerelosigkeit, sondern schicken Experimente ins All, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Diese Missionen sind teuer und daher für viele Institutionen nicht zugänglich. Das Start-up Yuri setzt genau dort an: es ermöglicht kostengünstigere Experimente in der Schwerelosigkeit und demokratisiert so den Zugang zu Forschung. Mark Kugel, einer der Gründer:innen von Yuri, erzählt uns im Interview, wie die Experimente funktionieren und welche Ziele sich Yuri gesteckt hat.


1. Weltraum und Mini-Labore sind nicht gerade die klassischen Start-up Themen. Wie ist die Idee zu Yuri entstanden?

Wir haben davor mehrere Jahre bei Airbus gearbeitet und dort viele Experimente für die ISS entwickelt. Dort haben wir das Potential für Schwerelosigkeit gesehen und auch gemerkt, dass es innerhalb von Airbus nicht funktionieren kann. So haben wir den Sprung gewagt, eine komplett neue Firma zu gründen.

2. Wie verläuft der Prozess zwischen erster Anfrage und der Umsetzung der Experimente in der Schwerelosigkeit?

Wissenschaftler:innen kommen meist mit einer groben Idee auf uns zu. Wir diskutieren diese dann gemeinsam und finden heraus, welche Rahmenbedingungen wichtig sind, z.B. wieviel Volumen sie brauchen, wieviel Zeit in der Schwerelosigkeit und welche Temperatur für das Experiment wichtig ist. Wir wählen basierend darauf eines unserer Minilabore aus und schulen die Wissenschaftler:innen darin, diese mit ihrem Experiment zu füllen.

Dann organisieren wir die gesamte Logistik zum Raketenstart in den USA, wofür wir meist mit den Wissenschaftler:innen gemeinsam nach Florida fliegen. Dort wird das Experiment dann kurz vor Start in einem Labor vorbereitet und dann an die NASA übergeben. Den Start gemeinsam mitzuerleben ist natürlich ein Highlight für alle. Nachdem das Experiment dann erfolgreich zur ISS geflogen ist – meist mit einer SpaceX Rakete – bleibt es dort dann ca. 30 Tage und fliegt mit einer Kapsel dann wieder zurück auf die Erde.

3. Yuri wurde erst 2019 von Maria Birlem. Christian Bruderrek, Philipp Schulien und Ihnen gegründet. Trotzdem hat das Unternehmen inzwischen eine Niederlassung in Luxemburg, pflegt Partnerschaften in den USA oder Australien und betreut Kunden wie die NASA und namenhafte internationale Universitäten. Wie gehen Sie mit dem schnellen Wachstum um?

Es ist unglaublich wichtig, gute und motivierte Leute ins Team zu holen, die proaktiv und eigenständig handeln. Das Wachstum kann nur funktionieren, wenn wir Gründer:innen nicht in jeder kleinen Entscheidung der Flaschenhals sind, sondern die Teammitglieder volle Verantwortung übernehmen und selbst viel vorantreiben und entscheiden.

4. Wer in die Schwerelosigkeit möchte, der muss erst einmal einen energieaufwändigen Weg hinter sich bringen. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit bei Ihren Projekten?

Wir sind uns unseres ökologischen Fußabdrucks schmerzhaft bewusst. Wir glauben jedoch, dass die medizinische Forschung, die wir damit vorantreiben, den Energieaufwand rechtfertigt. Bei Weltraumtourismus könnt man das tatsächlich in Frage stellen. Zusätzlich kompensieren wir jedoch auch sämtliche Emissionen unserer Raketenstarts und alle weiteren Emissionen der Firma, sowie die privaten Emissionen aller unserer Mitarbeiter.

5. Perspektivisch will Yuri von einem Full-Service Anbieter zu einer Biotech-Firma werden, die in der Schwerelosigkeit eigene Produkte wie biologisches Material herstellt. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie aktuell?

Wir müssen die Organisation so aufstellen, dass wir alle Kompetenzen und Ressourcen einer Biotech-Firma haben. Hierzu haben wir mit der Einstellung unserer herausragenden Chief Scientific Officer schon einen großen Meilenstein erreicht.

6. Ohne Namen zu nennen: Welcher war der kurioseste Auftrag, den Sie jemals angenommen haben?

Den haben wir am Ende nicht angenommen, aber wir wurden gefragt, Bakterien im All auszusetzen, um die Forschungsfrage zu klären, ob außerirdische Lebewesen theoretisch auf der Erde landen könnten.

7. Yuri hat 2021 den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie StartUp gewonnen. Was hat sich seit der Auszeichnung für Yuri verändert?

Wir sind auf einen Schlag sehr bekannt geworden (zumindest in Deutschland), was für unser eher exotisches Thema sehr von Vorteil ist. Wir müssen nicht jedes Mal alles von vorne erklären, sondern viele kennen uns schon. Das ist super.

Um unsere Webseite zu optimieren und zu verbessern, sowie zur interessengerechten Ausspielung von News, Artikeln und Anzeigen, verwenden wir Cookies. Durch den Button "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Für das Funktionieren der Webseite verwenden wir notwendige Cookies. Weitere Informationen erhältst Du in unserer Datenschutzerklärung. Du kannst Dein Einverständnis dort auch jederzeit widerrufen.