„Ich wollte Unternehmertum mit einem guten Zweck ins Leben rufen.“ Interview mit Paul Bethke, Mitgründer von Lemonaid

© Lea Aring

Leckere Limonaden mit wenig Zucker und in Bio-Qualität waren vor einer Weile in Deutschland noch schwer zu bekommen. Paul hat das mit seinem Team und Lemonaid verändert. Sie produzieren ihre Limonaden fair und wirtschaften sozial, sie wachsen und vertreiben mittlerweile auch im Ausland – und das Ganze immer mit viel Freude. Im Interview erzählt Mitgründer Paul Genaueres.


1. Warum wolltet ihr ausgerechnet mit einer Limonade gründen?

So war es gar nicht. Ich wollte Unternehmertum mit einem guten Zweck ins Leben rufen. Es sollte deutlich werden, dass der wirtschaftliche „Markt“ nicht das Problem ist, sondern das Motiv, mit dem viele gründen. Dass es bei uns Getränke wurden, lag daran, dass ich als Rückkehrer aus dem Ausland gute Limonaden und Eistees in Deutschland vermisst habe. Hier gab es vornehmlich Sirup, der mit Wasser in Flaschen gemischt wird. Aus Sri Lanka wusste ich, dass sowohl Eistee als auch Limonade in Bio-Qualität, fair gehandelt und frisch hergestellt werden können. Außerdem ist ein Getränk etwas, das in einem kommunikativen Umfeld konsumiert wird. Ein neuartiger sozialer Gedanke hinter dem Produkt verbreitet sich schneller als bei anderen Produktarten.

2. Eure Produkte sind fairtrade – was bedeutet das genau?

Das bedeutet, dass die Kleinbauernkooperativen, die uns die Bio-Früchte und Bio-Tees liefern, besser bezahlt und behandelt werden als gewöhnlich. So wie das Bio-Label pestizidfreien Anbau zusichert, garantiert das Fairtrade-Label eine gerechtere Behandlung der Bäuerinnen und Bauern.

3. Ihr seid „sozialer, als der Staat erlaubt“ – was meint ihr damit und warum ist das problematisch für Start-ups?

Zusätzlich zum fairen Handel unterstützt jedes unserer Produkte gemeinnützige Projekte in den Anbauregionen mit einem festen Betrag pro Produkt. Und das seit fast 15 Jahren. Für diese Initiative wurden wir mehrfach ausgezeichnet. Doch nun kam das Finanzamt auf die Idee, uns genau diesen Ansatz vorzuwerfen und als wirtschaftlich unsinnig zu erklären. Warum? Die Unterstützung gemeinnütziger Projekte hätte laut Finanzamt keinen wirtschaftlichen Wert und sei unternehmerisch nicht vertretbar. Insofern sei es in dieser Form nicht erlaubt. Für das Finanzamt wäre es völlig in Ordnung, wenn wir einen Formel-1-Rennstall unterstützen würden. Einen gemeinnützigen Verein jedoch bitte nicht. Um diesen Unsinn an die Öffentlichkeit zu tragen, haben wir den Satz „Sozialer als der Staat erlaubt“ verbreitet und eine Petition gegen diese Vorgehensweise ins Leben gerufen.

4. Euer Unternehmen ist gewachsen und läuft seit Jahren – wie hat sich eure Struktur seit der Gründung verändert?

Im Kern ist das Unternehmen gleichgeblieben. Wir sind zu 100 Prozent unabhängig und haben keine externen Einflussnehmer. Wir arbeiten mit Freunden an einem gemeinsamen sinnvollen Projekt. Das macht viel Freude – vom ersten Tag bis heute. Natürlich benötigt es mittlerweile etwas mehr Struktur als zu Beginn, als wir noch die Kisten selbst in die Keller der Clubs geräumt haben. Aber ansonsten ist alles beim Alten.

5. Welche Erfahrungen habt ihr beim Vertrieb eurer Produkte in unterschiedlichen Ländern gemacht?

Lemonaid und ChariTea sind international ausgerichtete Produkte – das sagt bereits der Name. Und glücklicherweise spiegelt sich das auch in den Kundinnen und Kunden wider. Ob in Paris, Amsterdam oder London: Die Menschen verstehen uns und unterstützen unsere Produkte, und somit die Projekte in den Anbauregionen.

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