„Wir sehen Context als eine starke Ergänzung für die Medien- und Kommunikationsbranche.“ Interview mit Jennik Pickert, Mitgründer von Context

Ihr kennt Jennik Pickert als DGPS-Schülerreporter, der bei uns lange Interviews mit anderen Gründer:innen geführt hat. Nun hat er gemeinsam mit Jorrit Kappel selbst gegründet und erzählt von seinen Erfahrungen im Tech-Unternehmen Context.


1. Jennik, du beschäftigst dich schon seit einiger Zeit mit Themen rund um Start-ups. War für dich schon lange klar, dass du auch mal selbst gründen willst?

Man kann vielleicht sagen, dass ich über die Jahre in die Szene „reingewachsen“ bin. Das ich nicht lange in einen typischen 9 to 5 Job bleiben werde, war für mich schon immer klar. Genauso auch, dass ich schnell von alltäglichen oder sich wiederholenden Aufgaben gelangweilt bin.
2022 bin ich nicht mit dem Ziel nach Österreich gezogen, um jetzt unbedingt ein Unternehmen zu gründen. Der eigentliche Plan war eher, schnell durch das Studium zu ziehen und dann viel Arbeitserfahrung für das spätere Berufsleben zu sammeln.
Doch durch die sehr gute Förderlandschaft und einige gute Bekanntschaften konnte ich es dann doch nicht lassen und habe nach einem Vierteljahr mit der Arbeit an meinem ersten Projekt begonnen.

2. Erzähl mal etwas über Context: Was habt ihr genau entwickelt? Wie funktioniert das für Nutzer:innen?

Context hat einen Verifizierungsprozess für textbasierte Informationen entwickelt. Einfach ausgedrückt: Wir haben einen klassischen Faktencheck in das digitale Zeitalter gebracht. Der identifiziert Falschinformationen und überprüft Informationen, die noch nicht überprüft wurden. Dies nennt man in der Branche „verifizieren“.
Das Alleinstellungsmerkmal (USP) von Context liegt im Verrechnungssystem und der Kombination von unterschiedlichsten technologischen Möglichkeiten (Algorithmen, LLM’s etc.). Es ermöglicht uns einerseits unsere Einschätzung maximal transparent zu machen, um die „Blackbox KI“ zu verhindern, andererseits können wir alle genutzten Quellen aufzeigen.
Nutzer:innen können Context einfach als eine Autokorrektur verwenden. Wir überprüfen jedoch nicht die Rechtschreibung/Grammatik, sondern fokussieren uns auf inhaltliche Aspekte, zeigen Quellen und Vertrauenswürdigkeit an und geben Verbesserungsvorschläge.

3. Was ist deine Aufgabe in der Firma?

Wenn mich jemand fragt, dann antworte ich immer, dass ich in der Strategie von einem Softwareunternehmen arbeite.
Eigentlich bin ich aber im Context-Team für die Geschäftsführung verantwortlich. Dazu gehört es nicht nur viel zu reisen, mit Kooperationspartnern zu sprechen und bei Events zu netzwerken, auch das Team benötigt Roadmaps, Ziele und Meilensteine, die wir gemeinsam ausarbeiten.
Mit meinem Hintergrund aus Journalismus und Medienproduktion steht jedoch auch die inhaltliche Produktentwicklung immer wieder auf meiner Tagesordnung. Ich bespreche mit dem Technik-Team inhaltliche Ziele und Umsetzungsmöglichkeiten und bringe den Recherche-Faktor mit rein.

4. Für welche Zwecke soll Context eingesetzt werden? Kann man damit alles prüfen lassen?

Wir bei Context haben uns auf textbasierte Informationen konzentriert. Hierzu gehören nicht nur Medienartikel, sondern auch Blogs oder auch wissenschaftliche Arbeiten.
Als ein junges Start-up muss man sich zunächst einmal auf eine oder mehrere kleine Zielgruppen konzentrieren. Wir sehen Context als eine starke Ergänzung für die Medien- und Kommunikationsbranche. Wir sind stetig in Gesprächen mit Partner:innen, und gehören zu den führenden Innovationsprogrammen verschiedener Häuser.

5. Wie gehst du mit kritischen Stimmen um? KI ist ja nicht grundsätzlich fehlerfrei – woher wisst ihr, dass Context wirklich die richtigen Fakten erkennt?

Wir sind uns der Problematik rund um fantasierende Sprachmodelle bewusst. Daher nutzt Context im Kern ein Verrechnungssystem von hunderten Faktoren und Analysen. In einigen Teilbereichen, in denen beispielsweise Sprachmodelle besonders geeignet sind, setzen wir diese mit besonderen Sicherheitsstandards ein.
Um Evaluierungen für die Nutzenden so transparent wie möglich zu gestalten, zeigt Context nicht nur ein Scoring der Vertrauenswürdigkeit für das Gesamtergebnis an, sondern auch für jede einzelne Quelle. Die gesamte Quellengrundlage ist transparent einsehbar.
Im Vergleich zu anderen Systemen berücksichtigen wir auch viele Hintergrundinformationen, wie Veröffentlichungszeit oder die Vertrauenswürdigkeit eines Medienhauses, wodurch wir eine nie dagewesene Genauigkeit widerspiegeln können.
Jedoch ist kein System 100 Prozent sicher in seinen Evaluierungen. Wir arbeiten in der inhaltlichen Produktentwicklung sehr eng mit Medienhäusern zusammen und auf der technischen Seite zusätzlich mit führenden Hochschulen in Österreich.

6. Was sind deine nächsten Ideen? Wie geht es weiter mit Context?

Bei Context planen wir viele Monate im Voraus bereits unsere Aktivitäten und Ziele. Als nächstes starten wir in wenigen Tagen die Context-Workshops, bei denen wir tiefe Einblicke in die Themenbereiche „künstliche Intelligenz“ und „Fake News“ geben.
Wir sehen die Workshops als eine gute Möglichkeit, den Social Impact von Context auszubauen. Wir möchten möglichst vielen Schüler:innen und Unternehmer:innen im KMU-Bereich Fachwissen zu aktuellen Entwicklungen vermitteln. Dabei unterstützen wir Digitalisierungsprozesse innerhalb von Institutionen, und klären auch über gängige Vorurteile auf und zeigen, warum Sprachmodelle gerne einmal fantasieren.

7. Gibt es etwas, das du vor dem Gründen gern gewusst hättest und nun anderen jungen Gründer:innen mitgeben kannst?

Es gibt da drei gute Ratschläge, die ich durch einige Kollegen immer wieder mit aufgenommen habe und gerne teile:

Produkte entwickeln, statt nur zu reden: Events für Start-ups gibt’s mittlerweile in vielen kleinen und großen Städten. Uns begegnen immer wieder Teams, die sehr präsent bei Veranstaltungen sind und gerne viel über ihre Produkte sprechen, jedoch kaum wirklich entwickeln. Bis zu einem gewissen Status kann dies sehr sinnvoll sein, um Markt, Zielgruppe und Kommunikation zu testen. Jedoch wird es immer wichtiger, konkret zu zeigen, worüber man spricht, als nur drüber zu sprechen.

Sich nicht beklatschen lassen: Die Start-up-Szene, egal ob in Wien, Berlin oder Hamburg, neigt sehr dazu, Ideen in den Himmel zu loben oder ein Unicorn draus zu machen. Die Aufgabe des Teams ist es jedoch, wirklich herauszufinden, ob und wenn, wo das Need und eine Zahlungsbereitschaft für das Produkt vorhanden ist.

Fehler sind erwünscht: Die Reise bei einem Start-up ist genauso individuell wie wir als Menschen. Jedes Team macht viele Fehler in der Gründungszeit und wird auch in Zukunft immer wieder Fehler machen. Der Fokus sollte jedoch darauf liegen, zu analysieren, was passiert ist und wie man aus den Fehlern lernen kann, statt den Teufel in ihnen zu sehen. Nur wer aktiv Fehler begeht und testet, kommt am Ende zu seinem Ziel.

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